Das Feld der Geschichte

Das 15. Historikertreffen in Blois stellt eine Besonderheit französischer Geschichtskultur dar, die in Deutschland weitgehend unbekannt ist. Die Teilnahme am Integrierten Studiengang Geschichte der Universitäten Bochum und Tours ermöglicht uns, eine doppelte Perspektive einzunehmen: Erstens kommentieren wir die Beiträge im Rahmen der UE découverte. Zweitens erhalten wir einen neuen Zugang zur französischen Historiographie, um diese mit der deutschen Geschichtswissenschaft zu vergleichen.

lundi 17 décembre 2012

Blois - un rendez-vous extraordinaire avec l'histoire

L'article suivant est censé être un bref compte rendu des expériences que nous avons pu faire à Blois, en tant qu'étudiants allemands du Cursus Intégré Bochum-Tours. Or, il a été très intéressant de voir que ce festival de l'histoire n'a pas de vrai équivalent en Allemagne. En s'adressant à un public très large, les Rendez-vous de l'histoire témoignent d'une idée tout à fait originale et rafraîchissante de ce que peut être l'Histoire dans la société.

Im Rahmen des Integrierten Studiengangs Bochum-Tours studieren wir, fünf StudentInnen der Ruhr-Universität Bochum, seit September 2012 für drei Semester Geschichte in Tours. Natürlich ließen wir uns die einzigartige Gelegenheit nicht nehmen, schon kurze Zeit nach unserer Ankunft die Rendez-vous de l'histoire in Blois zu besuchen. Die Stadt, nur eine halbe Stunde Zugfahrt von Tours entfernt an der Loire gelegen und alte Residenz der französischen Könige, beherbergt jedes Jahr im Oktober ein Festival der Geschichte, das „Berufshistoriker“ und „Laien“ gleichermaßen anzieht – inzwischen schon zum 15. Mal.
Am deutlichsten fiel uns als Deutschen an den Rendez-vous de l'histoire sicherlich auf, dass es hierzu schlichtweg kein wirkliches Äquivalent auf der anderen Seite des Rheins gibt. Zwar gibt es eine ähnliche Veranstaltung in Form des Deutschen Historikertages, der alle zwei Jahre im Herbst stattfindet, jedoch bei weitem keine vergleichbare Resonanz außerhalb des Fachpublikums findet und vor allem dem Austausch in der Geschichtswissenschaft dient. Seit 2009 lässt sich außerdem die deutsche Partnerstadt Weimar von Blois inspirieren und veranstaltet die Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte, die aber leider noch auf wenig Resonanz stoßen.
Anders bei den Rendez-vous de l'histoire, welche zwei Funktionen erfüllen: einerseits handelt es sich um eine Plattform für den internen Austausch unter Historikern, andererseits aber auch um eine Form der Öffentlichkeitsarbeit der Geschichtswissenschaft und der Kommunikation mit der Gesellschaft. Den Rendez-vous de l'Histoire gelingt es so seit Jahren, ein vielfältiges Publikum zu erreichen, das weit über den engen Kreis der Historiker hinausgeht.

Ein Grund dafür ist sicherlich die Dichte und Vielfalt des Angebots. Wie bei den Historikertagen überwiegen die Konferenzen und Diskussionsrunden, die sich teils nach einem wechselnden Thema (2012: Les Paysans; 2013 voraussichtlich: La Guerre) richten, teils aber auch aktuelle gesellschaftliche und historiographische Themen aufgreifen. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Veranstaltungen kostenlos und für jedermann ohne Voranmeldung offen, wobei natürlich stets mit einer gewissen Wartezeit zu rechnen ist.
So besuchten wir etwa eine Diskussionsrunde, die unter dem Titel Fascisme et Communisme : actualité d'une comparaison Historiker und Politiker einlud, die Frage nach der Vergleichbarkeit zweier politischer Ideologien 15 Jahre nach Erscheinen des Schwarzbuchs des Kommunismus neu zu stellen – ein Gedanke, dem wir auf diesem Blog übrigens weiter nachgegangen sind.1
Die große Vielfalt des Festivals zeigte sich uns auch beim Besuch einer Veranstaltung, die (präsentiert von einem Magazin für Militärgeschichte) über die Zusammensetzung der französischen Armee im historischen Wandel informieren wollte: durch die Darstellung aus Sicht der Beteiligten mangelte es hier leider manchmal an der gewissen Distanz, die eine wissenschaftliche Auseinandersetzung möglich gemacht hätte.

Neben Konferenzen und Diskussionsrunden, bieten die Rendez-vous de l'histoire ein umfangreiches Rahmenprogramm, das sich am Jahresthema orientiert. So stießen wir auf Filmvorführungen, Multimediapräsentationen und Ausstellungen. Im Rahmen pädagogischer Seminare wird versucht, aktuelle Entwicklungen der Geschichtswissenschaft an die Lehrerschaft (und vielleicht in die Schulen) weiterzugeben; eine vielfältige Messe versammelt hingegen Leser und Autoren der historischen Literatur in all ihren Facetten.
Besonders an diesem Programm rund um wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Geschichtsliteratur wurde für uns als Deutsche der Unterschied zwischen den verschiedenen Kulturen deutlich. Die Signierstunden und Buchvorstellungen waren gut besucht, um manche Autoren wird sogar ein regelrechter Kult betrieben. Umso größer war natürlich der Publikumsandrang...

Zusammenfassend waren die Tage in Blois eine sehr interessante Erfahrung, besonders im Hinblick auf die Unterschiede zwischen den Nachbarn. Beispielhaft stehen die Rendez-vous de l'histoire für eine andere Kultur der Geschichtswissenschaft, die auch zum Nachdenken über die Rolle und Wahrnehmung der Historiographie in Deutschland einlädt. Auch wenn es diesbezüglich schon viele gute Ansätze gibt, wäre es doch sicherlich wünschenswert, den deutsch-französischen Austausch hier noch weiter zu vertiefen.



David Spieker, Yvonne Gacki, Jan Kellershohn, Simon Glöckner, Marco Kampa

Aucun commentaire:

Enregistrer un commentaire